Dorf-Schmied half dem Fürsten bei der Flucht

Bericht: Südkurier, 31. August 2006

Dorf-Schmied half dem Fürsten bei der Flucht

Maria Martin, geborene Lambert, erinnert sich

Rengetsweiler – Wer ist Johann Baptist Lambert? Er war einst der Schmied von Rengetsweiler, der überdies an einem bedeutenden historischen Vorfall beteiligt war. Der Handwerker aus den „Vereinigten Zünften der Herrschaft Wald“ beschlug im Herbst 1848 die Hufe der Zugpferde des vor den Sigmaringer und den Gögginger Revolutionären mit seiner Regierung ins Exil fliehenden Erbprinzen Karl Anton von
Hohenzollern-Sigmaringen. Diese Delegation hatte mit ihren fünf Chaisen am Ortseingang vor Lamberts Schmiede angehalten.

Die Unruhestifter gegen das Fürstenhaus in Sigmaringen und die Güte der fürstentreuen Hohenzollern ließen einen Rengetsweiler Chronisten die Feder in das Tintenfass senken, um eine Ortschronik aus seiner Sicht zu beginnen. Diese fand
sich gerade noch rechtzeitig zur 750-Jahrfeier der Gemeinde Rengetsweiler im Pfarrarchiv von Dietershofen.

Die den Schreiber ein halbes Leben begleitende Chronik beschreibt, wie die Rengetsweiler Bauern in ihrem kleinen Dorf lebten. Neben den politischen Verhältnissen beschreibt der Dorfschreiber bildreich das Leben, das Werden, Wachsen und Auskommen in seinem Dorf. Viel Platz gibt er den Abbaumethoden in der dem Johann G. Kegele gehörenden Sandsteingrube, dem „Kirnberg“, zeigt wie dort die Sand- und Nagelfelsen herausgehauen wurden.

Hier taucht auch der Name Lambert für einen Moment auf. Im stillgelegten Teil der Steingrube hatte der Braumeister Lambert einen Keller für wenigstens 3000 bis 4000 Maß Bier.

In einem Familienbuch einer in Meßkirch lebenden Verwandten der Lamberts und bei einer weiteren Suche im Pfarrarchiv konnte die in Rengetsweiler langsam verblassende Namensspur wieder aufgenommen werden. Bei dem Brauer und Wirt
handelt es sich um den Sohn jenes fürstentreuen Schmieds, um den 1826 in Rengetsweiler geborenen Anton Lambert, der mit seiner Frau Cäcilia, eine geborene Diener, aus Dietershofen verheiratet war. Beide Namen finden sich in den Ehestandsurkunden einer Lambert-Verwandten in Meßkirch und im „Christenlehre-Verzeichniß der zum Besuche der christkatholischen Religions-Unterrichte  in hiesiger
Pfarrkirche verpflichteten Jugend von Rengetsweiler, Rinkenbach, Buffenhofen und Dietershofen 29. Oktober 1839“.



Maria Martin aus Meßkirch entstammt dem bis ins Jahr 1764 zurückverfolgbaren Geschlecht der einst in Rengetsweiler beheimateten Lamberts, der Schmiede, Brauer und Wirte von Rengetsweiler.
Bilder: Hahn


Später führte der Sohn Paul die Brauerei und die Wirtschaft weiter. Als dieser im Alter von 35 Jahren starb, wurde seinen drei noch unmündigen Töchtern, Cäcilia, Katharina und Franziska, ein Vormund zur Seite gestellt.

Aber dieser, gerne den „Großen“ spielende Mann konnte offensichtlich mit dem ihm anvertrauten Vermögen nicht umgehen. Als er einen aus dem gleichen Holz geschnitzten Mann kennen lernte, der Mühle und Säge von Buffenhofen erwerben
wollte, wie Maria Martin, eine geborene Lambert aus Meßkirch berichtete, lief alles schief. Der Vormund bürgte seinem Bekannten mit dem ihm anvertrauten Vermögen. Schnell war der Kaufrausch vorbei, der neue Besitzer war bankrott und floh dem
Vernehmen nach nach Amerika. Der Bürge selbst ließ die ihm Anvertrauten im Stich und zog sich dorthin zurück, wo er herkam.

Die plötzlich verarmte Mutter und ihre drei Töchter mussten das Wirtshaus verkaufen und in das auf der anderen Straßenseite stehende Pfründnerhaus umziehen.

Falko Hahn, Südkurier Meßkirch, 31.08.2006

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Pin It on Pinterest