Vom 26.07.1958 bis zum 26.07.2008 -50 Jahre Sportverein Rengetsweiler

Festvortrag von Josef Vochazer, 26. Juli 2008

Vom 26.07.1958 bis zum 26.07.2008 – 50 Jahre Sportverein Rengetsweiler

Festvortrag von Josef Vochazer beim Festbankett in der Randenhalle

Bericht über die Gründerzeit des Sportvereins Rengetsweiler von 1958  bis 1964

Sehr geehrte Damen und Herren, werte Sportfreunde,

ich wurde von der Vorstandschaft gebeten, zur Gründung des Sportvereins und den ersten Jahren danach den Ablauf und einige Geschehnisse zu schildern.

1. Vom Wunder in Bern bis zur Gründungsversammlung des
Sportvereins

Der Gewinn der Weltmeisterschaft durch die deutsche Nationalmannschaft 1954 in Bern löste im ganzen Lande eine große Fußballbegeisterung aus. So auch bei den Jugendlichen in Rengetsweiler. Ob auf dem Schulhof, den Straßen, auf Wiesen oder den Höfen vor den landwirtschaftlichen Anwesen, wurde gekickt. Barfuß, mit zerrissenen Turn- oder Lederschuhen, das spielte keine Rolle. Zwei Steine, Stecken
oder Kleidungsstücke dienten als Torpfosten. Manche Fensterscheibe zersplitterte und Abhauen war angesagt. Jeder alte Ball kam zum Einsatz. Einige Jugendliche aus
Rengetsweiler fanden den Weg zu Vereinen in Nachbarorten. Immer öfter wurde der Wunsch nach einem Sportverein in Rengetsweiler laut.

Als man genügend Jugendliche für eine Mannschaft zusammen hatte, suchte man nach Leuten, die bereit waren, in der Vorstandschaft oder im Verein aktiv mitzuarbeiten. Jetzt war es an der Zeit, mit dem Bürgermeister und den Gemeinderäten wegen eines Sportplatzes zu reden und führte auch Gespräche mit den Vertretern des Württembergischen Fußballverbandes e.V., Bezirk Donau.

An der Gründungsversammlung des SV Rengetsweiler am 26 Juli 1958 im künftigen Vereinslokal „Gasthaus zur Krone“, nahmen laut Anwesenheitsliste 37 Personen teil. In der Anwesenheitsliste finden wir die Unterschriften des Bürgermeisters Herrn Josef Bosch, des Lehrers, Herrn Wilhelm Flad, von Gemeinderäten und interessierter Bürger und Bürgerin, wie von einer Anzahl der künftigen Spieler. Ziel eines eigenen Sportvereins im Dorf war, der Jugend mit dem Fußball eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung zu bieten, die Kameradschaft zu pflegen und einen Ausgleich zum Alltag zu schaffen. Die Wahlen zur Vorstandschaft gingen reibungslos über die
Bühne, einstimmig waren die Ergebnisse. Zum Vorsitzenden des neuen Vereins wurde Herr Wilhelm Flad gewählt.


Josef Vochazer während seines Festvortrages.
Bild: Löffler 


2. Der Alltag mit seinen Hochs und seinen Tiefs begann

Beim Württembergischen Fußballverband Bezirk Donau wurde Antrag auf Aufnahme und Zulassung zum Spielbetrieb gestellt. Dieses klappte reibungslos, zu den Funktionären des Verbandes, den Herren Hügle, Orlik, Österle, Sauter und
Arnold hielten wir stets gute Kontakte.

Von der Gemeinde wurde dem Verein die Randenwiese als Sportplatz zur Verfügung gestellt, dazu dann noch Näheres. 

Personell war die Vorstandschaft ja gewählt, festgelegt wurden jetzt Spielausschuss, Platzordner, Sanitäter, Linienrichter, Platzkassier, möglichst auch einen
vereinseigenen Schiedsrichter, den wir dann in Herrn Maier, wohnte in Josefslust, fanden. Der Spielführer wurde von der Mannschaft gewählt. Die Spieler im Alter von 18-38 Jahren, für die wir Pässe beantragten, kamen neben Rengetsweiler aus Walbertsweiler, Altheim, Rohrdorf, Dietershofen, Göggingen, Otterswang,
Kappel, Sauldorf, Glashütte, Pfullendorf und eine überraschende Verstärkung aus der damaligen DDR, Herr Gerhard Eilmus.

Bei Beginn des Spielbetriebes hatte die Hälfte der Spieler Spielerfahrung. Ob vom Ort oder von außerhalb, die Spieler bildeten schnell eine geschlossene Einheit, denen gefiel es hier und kaum einer wechselte weg.

Für den Spielbetrieb wurden weiter benötigt: Spielausrüstung, Tore, Sägemehl, Tornetze, Streuwagen, Trikot, Bälle, Umkleidemöglichkeiten für die Spieler und Schiedsrichter (stellte die Familie Müller vom Vereinslokal Krone kostenlos zur Verfügung). Von Schiedsrichter Pfleghaar aus Krauchenwies, kauften wir ein 3-fadiges Trikot mit langen Ärmeln, da schwitzten wir schon vor Spielbeginn, danach erst recht.

Vor der Aufnahme des Spielbetriebes musste die Randenwiese hergerichtet werden. Sie wurde unter anderem auch entwässert und zwar im hinteren rechten Teil zum Waldeck hin und längs am Wald entlang. Es wurden Drainagerohre gelegt und Unebenheiten beseitigt. Mit reiner Handarbeit, mit Schaufel, Spaten und Hacken haben die Spieler, die Mitglieder der Vorstandschaft und viele Sportfreunde jeden Abend Hand angelegt. Ein Spieler stellte zur Unterstützung seinen Traktor und Gummiwagen zur Verfügung, andere Baumaschinen gab es nicht. Nach jeder Tagesarbeit saß man zusammen, die Kameradschaft wurde gefestigt. Der junge Verein bestand durch diesen doch schweren Einsatz die erste Bewährungsprobe. Das war 1958.

3. Der Spielbetrieb ging endlich los

Die Verbandspiele fanden an den Sonntagnachmittagen statt, der Samstag (halb) war damals noch ein regulärer Arbeitstag, den heutigen Schichtdienst rund um die Uhr, den gab es nicht. Nach einigen Anfangs teils saftigen Niederlagen, stellten sich auch bald positive Ergebnisse ein. Öfters kam es kurzfristig aber zu Spielermangel: durch Verletzte, die junge Bundeswehr holte die ersten Rekruten, andere hatten weiter entfernt einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz, es fehlte die Mobilität und auch das Geld für Heimfahrten.

Bei unerwarteten Spielerausfällen musste man dann am Sonntagmorgen Spieler zusammensuchen. Telefone gab es in den Ortschaften nur vereinzelt; also los, suchen, betteln und bitten. Einmal sagte die Mutter eines Spielers, eine Bäuerin: Unser Sohn geht nicht zum Fußball, der muss heute Heuen. Als ich beim alten VW angekommen war, lag der Spieler schon versteckt auf der Rückbank.

Ein weiteres sonntägliches Problem: Wie kommen wir zum Spiel nach Trochtelfingen, Inneringen, Neufra oder andere Orten. Manche Spieler hatten ein Moped, wenige ein Motorrad, selten einer ein Auto, andere waren nicht motorisiert. Auf den Straßen war es noch relativ ruhig. Häufig waren da unsere letzten Nothelfer Anton Schaupp und Anton („Toni“) Böhler. Auf der Ladefläche eines Lieferwagens, des so genannten „Bananenwagens“ des Obst- und Früchtehändlers Graf  hatten einige Spieler Platz. Die Plane runter genommen und los ging’s. Ja, dann war da noch ein farbig auffallendes, etwas altersschwaches DKW Cabriolet mit zurückklappbarem Verdeck. Dieses wurde runter geklappt; der DKW war dann oft überladen, so dass wir an holprigen Bahnübergängen immer froh waren, wenn das Auto diese ohne Achsbruch passierte.


1. Vorsitzender Reinhard Ehrenmann (links) und 2. Vorsitzender Gerhard Speh (rechts) bedanken sich bei Josef Vochazer für seinen Festvortrag. Bild: Löffler


Später nahmen wir einen Zollerland – Reisebus, um die Risiken einzuschränken. Für den Fahrer, Adolf Moser, sammelten wir ein Trinkgeld, so dass wir nur die Busmiete abrechnen mussten. Dafür kam der Sportfreund Moser im Stadion in Dornbirn kurzfristig zu hohen Ehren, als wir zur Übergabe eines Blumenstraußes und eines Pokals für dieses Spiel dringend einen Vorsitzenden brauchten.

In manchen Jahren waren wir froh, wenn die Vor- und die Rückrunde ohne Spielausfall zu Ende ging, um neue Kraft zu tanken und die abgekämpften Spieler wieder zu motivieren.

In Inzigkofen traten wir mal mit acht Spielern an, das Spiel konnte angepfiffen werden. Ein Spieler von uns musste bald verletzt vom Platz, da waren es nur noch sieben und das Spiel war durch Abbruch legal beendet. Da gab es im Vereinslokal „Kreuz“ zwischen den Inzigkofern Spielern und dem SR Meinungsverschiedenheiten; schnellstmöglich verließen wir diesen Ort. Die wollten uns wohl eine hohe Niederlage mitgeben, das ging aber voll daneben.

In Inneringen gewannen wir überraschend 1:0, danach mussten wir den Schiedsrichter schützen und gaben ihm zur Heimfahrt Schutz. Ja, wir waren eben auch eine wehrhafte Truppe.

Montagsüberschrift in der Schwäbischen Zeitung nach einem 1:0 Sieg in Trochtelfingen: Neuling Rengetsweiler schlägt das Städtle!

Mit zunehmender Spielerfahrung waren die Niederlagen nicht mehr so hoch, die Unentschieden und Siege nahmen zu; gekämpft hat jeder in der Mannschaft bis zur letzten Spielsekunde.

Zu den Verbandsspielen kamen viele Freundschaftsspiele, Spiele bei Pokalturnieren, ein Gaudispiel gegen eine Mannschaft aus dem Kongo, unvergesslich ein Freundschaftsspiel gegen Dornbirn im dortigen Stadion; nach dem 0:1 zu Beginn hieß es am Ende 10:1.

Unsere Stärke: Am Abend nach jedem Spiel trafen wir uns, um gemütlich zusammenzusitzen, zu feiern, egal ob Sieg oder Niederlage. Jährlich fand eine stilvolle Weihnachtsfeier in der Krone statt und ebenso jährlich im Saal des Frieden eine sagenhafte Fastnachtsveranstaltung.

Das Beste und das Schönste für den jungen Sportverein, das war neben den spannenden Fußballspielen die Unterstützung durch viele Zuschauer. Sie kamen zu allen Heimspielen, auch aus den umliegenden Ortschaften. Ganze Familien kamen, um ihre Söhne anzufeuern, Bräute/Freundinnen der Spieler fieberten mit. Väter kamen mit ihren Kindern zu Fuß zum Sportplatz. Es war Leben im Dorf. Im Randen ging es hoch her. Die einen diskutierten heftig den Spielverlauf, feuerten ihre Mannschaft an oder konnten lauthals ihren Frust hinausschreien. Viele Bekannt- und Freundschaften entstanden.


Mit Bildern aus vergangenen Tagen im Hintergrund wurden die fünf anwesenden Gründungsmitglieder des Sportvereins Rengetsweiler fotografiert (von links): Ehrenmitglied Karl Müller (langjähriger Vorsitzender), Alfred Schaupp, Alois Kegele, Josef Vochazer und Anton Müller.
Bild: Löffler 


4. Sportplatzeinweihung an Pfingsten 1964 und Dank an die Nachfolger

Von 1958 bis 1963 spielten wir auf dem Randensportplatz. Dann begann 1963 die große Sanierung des Sportplatzes. Für die folgende Vor- und Rückrunde stellte uns die Familie Böhler, Gasthaus zum Frieden, kostenlos eine Wiese im Unterösch als Ausweichplatz zur Verfügung.

Für alle Vereinsaktiven und Sportfreunde begann erneut 12 Monate (1963 -1964) lang der tägliche Arbeitseinsatz. Mehrere Bau- und Straßenfirmen (Leiß, Rieger, Strobel, Adolf Matheis) waren im Einsatz. Riesige Bodenmengen mussten bewegt werden, um dem Platz die Schräge zu nehmen, die Außenseiten gerade zu machen, der Platz wurde so auch etwas größer.

Nur mit ständiger Eigenarbeit der vielen Helfer, mit großer Unterstützung durch die Gemeinde Rengetsweiler und der beteiligten Firmen, konnte der junge Verein das Projekt schultern. Die Spiele der gesamten Spielsaison 1964/1965 fanden auf dem neuen Sportplatz, die festliche Sportplatzeinweihung, verbunden mit einem großen Fest, Turnier und Ehrungen, war an Pfingsten 1964. Es war der Höhepunkt nach 6 Jahren seit der Gründung des Vereins.

Die Gründer und Mitglieder des Sportvereins Rengetsweiler 1958 haben eine Grundlage geschaffen. Geschmerzt hat in diesen 6 Jahren, dass die 1960 gegründete A-Jugend schon bald wieder aufgelöst werden musste. Ab 1964 rückten stetig jüngere Spieler nach; auch übernahmen jüngere Mitglieder Verantwortung in der Vorstandschaft. Es ging spielerisch erfolgreich weiter, auch in der Jugendarbeit und weitere Abteilungen schlossen sich dem SV an. Die Fusion mit Walbertsweiler ist positiv, sichert beiden Vereinen das Überleben.

Wir Gründungsmitglieder und früheren Spieler sind stolz darauf, was unsere Nachfolger beim Sportverein Rengetsweiler alles geschaffen und bewegt haben und danken Ihnen. Fünfzig Jahre Sportverein Rengetsweiler ist auch Tag für Tag ehrenamtliche Tätigkeit und Einsatz für die Jugend, für das Dorf und die Region.

Josef Vochazer, 26.07.2008

Einige Zahlen in Kürze

1958-1963Randensportplatz
1963-1964Sanierung Randensportplatz
Ausweichplatz von Familie Böhler, Gasthaus Frieden, Wiese im Unterösch
Pfingsten 1964Einweihung sanierter Randensportplatz
1973Verlegung einer Strom- und Wasserleitung auf den Sportplatz in Eigenleistung unter dem Vorsitzenden Karl Müller
1974Errichtung der Flutlichtanlage

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